Eine Reise für die Sinne - Das Räuchern

TEIL 1

 

Text von Marlena Abril Wegner

Editorin Alisa Reimer


Seit Jahrtausenden gehört das Räuchern verschiedener Pflanzen, Harze und Hölzer als wichtige Tradition zum Alltag vieler Kulturen auf der ganzen Welt. In diesem Artikel tauchen wir in die Welt des Räucherns ein. Lerne über Anlässe, Ablauf und Wirkung des Räucherns und wie auch du dies zum Bestandteil deines Alltags machen kannst. Zu guter letzt stelle ich dir ein paar der bekannten Inhaltsstoffe vor, die du in einigen unserer Räuchermischungen finden kannst.

Grundsätzlich versteht man unter dem Räuchern das Verbrennen oder Erhitzen von räucherbaren, aromatischen, pflanzlichen Substanzen. Dazu gehören vor allem Harze, Hölzer, Rinden, Kräuter, Blüten, Blätter, Nadeln, Samen und Wurzeln. Beim Räuchern setzt man die Aromen durch die Hitze frei, ähnlich wie wenn man beim Zubereiten eines Tees die Inhaltsstoffe mit kochendem Wasser gewinnt.


Räuchern - ein jahrtausendealter Brauch


Neben China, Indien, Arabien, Tibet und vielen anderen Ländern gehörte das Räuchern auch zum Alltag der Urvölker Europas. Insbesondere die Kelten, später auch die germanischen Stämme nutzen den stimulierenden Duft der Pflanzen. Bei den Kelten waren vor allem die Priesterinnen mit den Wirkungsweisen der Pflanzen vertraut und kommunizierten durch das  Räuchern mit den Göttern. Zu den regelmäßigen Opfergaben, die die Kelten pflegten, gehörten auch eine Form von Rauchopfern. Ähnliche Anwednungen des Räucherns fand man später bei den Germanen. Erste Nachweise für das Räuchern der sehr naturverbundenen Germanen lassen sich auf 280 n.Chr. zurückdatieren.

Die Germanen verräucherten hauptsächlich einheimische Pflanzen wie Wacholder und Beifuß. Zum Vertreiben der Dämonen des Vorjahres wurde besonders zur Sommersonnenwende geräuchert. In der Zeit zwischen dem Weihnachtstag und dem Dreikönigstag, den Raunächten, räucherte man Ställe und Häuser zur Reinigung und Klärung aus. Auch wir zelebrieren die Raunächte seit vielen Jahren und in den vergangenen Raunächten nun auch mit euch zusammen in Online Kursen oder in Live Events. Da wird jedes Jahr kräftig geräuchert, um das Alte gehen zu lassen und Raum zu schaffen für Neues. Einige dieser Bräuche werden in bestimmten Teilen Europas, wie beispielsweise in der Alpenlandschaft Deutschlands, bis in unsere Zeit von Generation zu Generation weitergegeben und als Brauchtum beibehalten. 


Warum heute räuchern?
Wirkungsweisen und Anwendungsbereiche


Jahreszeitenwechsel im Sonnen- und Mondzyklus 

  • wichtige Anlässe und Lebensübergänge: das Räucherwerk unterstützt kraftvolle Rituale

  • Meditation - Einstimmung zur Meditation durch Öffnung der Sinne

  • Raunächte - Reinigung der Vergangenheit und Begrüßung der Zukunft

  • In Verbindung treten mit den Ahn*innen 

  • Auffrischen von Räumen, Kleidern, Körper

  • Studieren, Lernen, Arbeiten - bestimmte Pflanzen wirken konzentrationsfördernd

  • Liebesräucherung - Einstimmung auf Liebesrituale

WIRKUNGSWEISEN

  • Balancierung - Ausgeglichenheit - durch das Öffnen der Sinne kommen wir im Hier und Jetzt an

  • Stärkung spiritueller Energien - der Rauch verbindet uns mit der ätherischen Welt

  • Kreativität und Konzentration

  • Selbstbewusstsein - bestimmte Pflanzen stärken das Selbstbewusstsein 

  • Energetische Reinigung von inneren und äußeren Räumen

  • Reinigung der Luft - es ist nachgewiesen, dass das Räuchern von weißem Salbei eine beachtliche Menge der Bakterien im Raum eliminiert

  • Anregung der Selbstheilungskräfte - man schärft und öffnet die Sinne und kommt so wieder mehr in den Kontakt zum eigenen Körper

  • Steigerung des ganzheitlichen Wohlbefindens

  • Heilung und Linderung körperlicher und seelischer Beschwerden

  • Bewusstseinserweiterung

  • stärkt die Intuition und löst Blockaden durch die Reinigung des Geistes


Ein kleiner Exkurs: unser Geruchssinn


Die von Materialien und Lebewesen frei werdenden Düfte sind in der Tat einfach kleine, leichte und flüchtige Moleküle, die direkt in unsere Nase gelangen. Der Duftsinn gehört mit zu den ältesten Sinnen der Erde, denn schon Bakterien war es vor über 150 Millionen Jahren möglich, Substanzen aus der Umwelt so wahrzunehmen.  

Jeder Duft wird dabei von einer Mischung sehr vieler Molekülarten charakterisiert. Der Lavendelduft beispielsweise besteht aus über 100 Komponenten. Riechen wir einen Duft, wie den des Lavendels, so erregt dieser spezifische Duft eine für ihn bezeichnenden Kombination unserer Riechzellen. Das Signal des Duftes wird weiter an den Riechkolben, Bestandteil des Riechhirns der Wirbeltiere (dazu werden auch wir Menschen gezählt), geleitet. Hier enden die Riechzellen in verschiedene Glomeruli, ellipsenförmige Nervengeflechte im Riechkolben, die daraufhin aktiviert werden. Jeder Duft aktiviert also ein für ihn spezifisches Duftmuster im Riechkolben. 

Bis heute ist es noch keinem Wissenschaftler/keiner Wissenschaftlerin gelungen Düfte zu klassifizieren, so wie man beispielsweise Geschmacksrichtungen klassifiziert (süß, sauer, umami, salzig, bitter). Wir können also Düfte in dem Sinne nicht klassifizieren, schaut man sich jedoch die Duftmuster verschiedener Düfte in einem Fliegenhirn an, so stellt man fest, dass Düfte, die ähnlich riechen auch ein ähnliches Aktivitätsmuster im Riechkolben auslösen. Wenn wir also immer zu besonderen Momenten unsere Räucherrituale machen, werden dabei auch stets die gleichen Areale im Gehirn aktiviert. Aus diesem Grund ist es jedes Mal erneut so wohltuend, die Räuchermischungen zu verwenden und somit direkt in diesen angenehmen, befreienden inneren Zustand einzutauchen.


Das limbische System: unsere Duft-Verarbeitungs-Zentrale


Über den Riechkolben werden die Düfte weiter in das limbische System geleitet und verarbeitet. Das limbische System ist evolutionsbiologisch der älteste Teil des Gehirns und ist bekannt als Steuerungszentrale unserer Emotionen. Es werden ihm Aufgaben wie die Steuerung der Funktionen von Antrieb, Lernen, Gedächtnis, Emotionen sowie vegetative Regulation der Nahrungsaufnahme, Verdauung und Fortpflanzung zugeschrieben.

Kannst du dich noch an deinen letzten Waldbesuch erinnern? Das knacken des Gehölzes unter deinen Füßen; das Singen der Tannenmeise, das Klappern des Baumspechts und das Schnattern des Gänseschwarms, der gerade über dir fliegt. Die frische Luft, die dich umgibt und dich wie ein schützender, kühler Umhang berührt. Und dann dieser Duft. Ich rieche grün. Moos, Erde, Bäume, Pflanzen. Ein Waldbesuch lässt mich geborgen, zentriert, geschützt und geerdet zurück. Bewusst und unbewusst trete ich durch das Öffnen meiner Sinne mit dem Frieden in Kontakt der in mir und auf dieser Welt seinen Platz hat. Mit bestimmten Düften assoziieren wir also Gefühle, Erinnerungen, Heimat, Frieden. Düfte haben daher einen sehr starken Einfluss auf unsere Stimmung, Befindlichkeit und unser Körpergefühl. Wahrscheinlich ist es auch deswegen, dass Menschen seit so vielen Jahren sich bei unseren Events so gern die Limpia Räuchermischung mitnehmen. 


Unsere Räuchermischungen - LA LIMPIA


Die allererste Mischung, die Alisa auf vielen Events immer dabei hatte und die viele von euch seit Jahren von uns erstehen. Denn das ist auch die Mischung die Soneiro zu Beginn jedes Musik-Meditaitons-Abends, Retreats oder Trainings benutzt. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Kräutern und besonderen Harzen. Alisa hat diese Räuchermischung schon als junges Mädchen zusammengemixt aus den Kräutern im Garten ihrer Eltern und zusammen mit verschiedenen Harzen.

Beim Räuchern erzielt man den gewünschten Nutzen nur in Kombination der Kraft der Pflanzen und mit der menschlichen Intention. Die Kräfte der Elemente, die im Räuchern präsent sind, verstärken die Wirkung und können uns so mit “höheren Mächten”, das heißt den Dingen verbinden, die außerhalb unserer alltäglichen Wahrnehmung existieren. So kommen wir auf die wundersamen Düfte der Pflanzen, die von Alisa’s Garten ihren Weg in unsere Räuchermischung finden. 

Unsere Räuchermischung “Limpia” (spanisch für Reinigung) ist vor allem zur Reinigung von inneren und äußeren Räumen geeignet. In Lateinamerika, gilt “Limpia” als traditionelles Reinigungsritual, welches von Curanderos (HeilerInnen) durchgeführt wird. Das Reinigungsritual wird traditionell dazu eingesetzt, Blockaden und negative Energien aus dem  Körper und dem Energiefeld um den Körper mithilfe von Kräutern, Räucherwerk und in Lateinamerika oft auch mit einem Hühnerei zu reinigen. Wir brauchen dazu aber kein rohes Ei, sondern bleiben vegan und bedienen uns am Räucherwerk.

Den Kräutern unserer Räuchermischungen werden ebenfalls reinigende Eigenschaften zugeschrieben, gleichzeitig helfen sie beim Loslassen, nähren den Geist und das Herz. Die ätherischen Pflanzen werden biologisch im eigenen Garten angebaut, öfters auch besungen und mit feinstem Weihrauch versehen. 

Neben der Räuchermischung “La Limpia” hat Alisa in ihrer alchemistischen Kräuterküche noch weitere ganz besondere Mischungen zubereitet mit heimischen Kräutern, mit Harzen und einigen ganz besonderen Inhaltsstoffen von ihren Reisen in Peru und Mexiko.


Über die Autorin Marlena Abril Wegner


Marlena Abril Wegner ist Biologin und hat ursprünglich an der Freien Universität in Berlin studiert, in Berlin machte Marlena gleichzeitig ein Praktikum bei Soneiro. Zur Zeit lebt und studiert Marlena auf der arktischen Insel Spitzbergen wo sie an der Pflanzen-Selektion von Svalbard-Rentieren forscht. Sie fasziniert jedoch nicht nur die Naturwissenschaft ihrer Umwelt sondern auch die kulturellen Hintergründe und Zusammenhänge, was sie letztendlich auch zum Räuchern führte. Bei der Verbrennung von Pflanzenteilen fasziniert Marlena besonders die Verbindung zwischen Wissenschaft und Mystik, die hier ihren Ausdruck finden kann.

 
Previous
Previous

Inti | Medicine Music Release

Next
Next

Zwischen schimmernden Wellen von Meer und Klang: Soneiro Retreat an der Ostsee